So. 07.06 // Alte Kongresshalle München

DER KONGRESS - MÜNCHEN INTERN
SHOWCASES by COMPOST, DISKO B, GOMMA, GREAT STUFF, PASTAMUSIK, PERMANENT VACATION_
Plus RED BULL MUSIC ACADEMY WORKSHOP mit DJ HELL (ab 17H)
Plus BIG BBQ
Plus STREAMS 1: YOU LOVE - VIDEOPERFORMANCE von MIRKO BORSCHE & MIRKO HECKTOR


Ein Heimspiel. Heimspiele haben wir immer gewonnen, nun ja, außer die mit Klinsmann. Aber lasst uns lieber über den Schnee von morgen sprechen. München feiert sich nämlich heute selbst: Zum ersten Mal alle unter einem Dach, nein, noch besser: unterm freien Himmelszelt, im sommerlichen (Bier-)Garten der Kongresshalle, zwischen herumtollenden Kindern mit Luftballons und lächelnden Großmütterchen, die sich mit uns am sonnendurchfl uteten 4/4-Beat erfreuen. Münchens Labellandschaft zeigt sich einen ganzen Tag lang, Seite an Seite vereint zu BBQ, Kunst & Musik! Die hier beheimateten Labels sind zwar überschaubar an der Zahl, in der jeweiligen Disziplin jedoch weltweit ganz vorn mit dabei. Und weil man sich hier einfach gern hat, machen wir einfach jeder einen Labelshowcase am selben Tag. GOMMA, COMPOST, DISKO B, PASTAMUSIK, GREAT STUFF und PERMANENT VACATION. Das gibt es doch eigentlich gar nicht. Mjunik Disco wollt ich fast schon sagen und tatsächlich, ich sag‘s. Ihr müsst euch das vorstellen wie die Wiesn mit guter Musik und ohne die Italiener. Wahnsinn oder? Das Ganze soll wie gesagt bereits ab 15H steigen und so weit es geht mit offenem Verdeck abgehalten werden, aber wenn es denn tatsächlich dumm läuft können wir ja immer noch auf das überdachte Parkett der Kongresshalle ausweichen. Das Steak schmeckt auch im Haus und gekühltes August ist mit Sicherheit genug gebunkert, dass auch ja keins durstig bleibt. Die Freunde vom OPTIMAL STORE werden am Start sein und die jeweiligen Back-Kataloge der heimischen Labels feil bieten, während DJ HELL auf der Red Bull Music Academy Couch die Welt erklärt und die beiden Mirkos (Borsche & Hecktor) ihre Videoperformance YOU LOVE an die Wand strahlen. Mal ehrlich, wozu braucht unsere Jugend Utopien, wenn so die Realität ausschaut?


His Definition Of House DJ Hell auf der Red Bull Music Academy-Couch
Geboren wurde Helmut „Hell“ Geier in Altenmarkt bei Traunstein, seit einigen Jahren wohnt er in Berlin – aber durch seine Adern fließt pures München. Davon zeugen nicht nur sein Album „Munich Machine“ und seine aktenkundige Solidarität zum FC Bayern, sondern vor allem diese ureigene Definition von House Music, die von Moroder über Größenwahn und Ultraworld bis hin Gigolelectro alles in sich aufsaugt, was in dieser Stadt je im 4/4-Takt gezuckt hat. Für die Red Bull Music Academy, unangefochtene Institution in Sachen Discokugel-Nerdtalk seit 1998, plaudert der 46-jährige altbairische Kanzelchef nun im Rahmen einer Workshop Session aus dem Nähkästchen. Ein besonderer Nachmittag in der Alten Messehalle. Und ganz bestimmt kein Teufelswerk. Wem das zusagt, sollte übrigens über eine Bewerbung für die nächste Academy im Februar 2010 in London nachdenken. Für zwei mal zwei Wochen treffen dort 60 Nachwuchsmusiker aus der ganzen Welt auf Ikonen der Bob-Moog-Chuck-D-Derrick-May-Preisklasse zum Erfahrungstausch. Unterlagen, Infos und ein monströses Videoarchiv gibt’s unter www.redbullmusicacademy.com.


Streams 1: YOU LOVE
Die Perfomance/Partyreihe Streams benützt private und persönliche Inhalte, ähnlich wie You Tube, My Space, Facebook, und andere Streammöglichkeiten des Internets, um mit Hilfe von ausgesuchten Information- und Daten-Strömen neue Zusammenhänge zwischen Musik, Design, Grafik, Film, Literatur, Performance, Theater, Politik und Gesellschaft zu erschaffen. Durch den dramaturgischen Aufbau und der Möglichkeit mit Max/Msp Patchworks die Streamdaten in Realtime zu verändern, entsteht nicht nur die Frage nach einer neuen, frei verfügbaren Materialität von geistigem Kulturgut, sondern nach und nach eine inhaltlich/thematisch strukturierte, meinungsbildende Party. Vierzig Jahre Discokultur haben deutlich gezeigt, dass Disco als heterogene und auch durchaus private Bewegung polarisierende, soziologische Strömungen und Veränderungen ausgelöst hat und somit auch politisch werden kann. Die Stonewall Inn Rebellion als private Bewegung am 21 Juni 1969, die Discoplattenverbrennung im Chomiskey Park am 12. Juni 1979 sowie die Love Parade und der Criminal Justice and Public Order Act vom 03. November 1994 zeigen dies deutlich. Und selbst heute noch ist diese Spannung von Traditionalisten und der Popavantgarde, Disco ist seit jeher Popavantgarde, noch nicht zu Ende. Ruft die De:Bug in ihrer letzten Ausgabe die Popkultur bereits als neue Klassik aus, argumentiert Jens-Christian Rabe in seinem Artikel in der Süddeutsche Zeitung vom 31. März über Who Made Who, einer Band die wie keine andere für Postdisco steht, mit einer Haltung, die immer noch in dem selben Spannungsfeld verpflichtet ist. Allein der Titel bezeugt das. »Hohlheit als Chance«.

Das erst Streams-Thema, dem wir uns im Rahmen dieser Videoperformance/Lectureparty widmen werden ist eine Art Hommage an die Ursprungsformel der immer noch andauernden Discophase. Der Begriffe Liebe steht deshalb im Vordergrund. Ausgangspunkt der Party/Performance bildet eine Collage aus fiktiven und realen Liebesbriefen unseres bisherigen Lebens, die von einer Schauspielerin über You Tube vorgetragen werden. Dieser Stream wird empfangen und währenddessen von uns direkt kommentiert und bearbeitet. Frei assoziativ wird dazu von uns Musik-, Film-, Grafik- und Text- Material eingespielt.

Alte Kongresshalle München // Theresienhöhe 17 // www.dieregistratur.de // www.compost-rec.com // www.pastamusik.de // www.greatstuff.eu.com // www.gomma.de // 15.00H

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